die historischen Postenstandorte 1

(die Nummern entsprechen den Postennummern auf der Karte)


31 - beim Giessen, früher gestaut und schiffbar

Der Giessen, ein bescheidenes Rinnsal, wurde bei der Thurmündung gestaut und so für Lastschiffe schiffbar gemacht. Noch 1870 schaffte Weinfelden eine neue "Ledi" an, 15 Jahre nach der Eröffnung der Eisenbahnlinie.

Der Hafen befand sich beim heutigen Marktplatz.

 

Ein grosser Teil der Warentransporte der Kaufleute Reinhart und Haffter fand auf diesem Wasserweg statt.



32 - beim Eigenhof, der ältesten alamannischen Siedlung in Weinfelden

der Eigenhof, von Norden aus gesehen
der Eigenhof, von Norden aus gesehen

Der Eigenhof und der Widumhof (oder Schlotterhof) waren die ersten und ältesten alamannischen Siedlungen in Weinfelden, wahrscheinlich etwa aus dem 5. Jahrhundert.

Lange Zeit gehörte er als Lehen zum Domstift Konstanz; später wurde er frei, also "eigen" - daher der Name.

Heute ist der Eigenhof keine Metzgerei oder Schankwirtschaft mehr, sondern ein renommiertes Restaurant.



33 - beim Farbbrunnen neben der Färberei und dem Säulimarkt

der Farbbrunnen vor dem Haus "zur Farb"
der Farbbrunnen vor dem Haus "zur Farb"

Vor der "alten Farb", dem schmucken Riegelhaus hinter dem Brunnen, wurden in grossen Becken die Leinenstoffe gefärbt.

Über mehrere Generationen betrieb eine Familie Schaad die Färberei.

 

Indigoblau musste man jeweils einen Tag lang trocknen lassen, was den Färbern die Gelegenheit verlieh, "blau machen" zu können.



34 - beim Marmorhügel mit dem kleinen Seelenfenster

das Seelenfenster an der Ecke des Marmorhügels
das Seelenfenster an der Ecke des Marmorhügels

Der Marmorhügel war eines der ersten Handwerkerhäuser Weinfeldens.

 

Zeitweise beherbergte er auch das Postbüro: der Beamte konnte die Frauenfelderstrasse einsehen, auf der sich die Postkutsche näherte.

 

Durch das kleine "Seelenfenster" an der Hausecke sollten die Seelen der Verstorben entweichen können.



35 - beim Restaurant Stiefel, Startpunkt zum "mühsam gesuchten Brodt"

dieser Weinfelder Bauernsohn trägt einen solchen Weizensack von genau 65 kg
dieser Weinfelder Bauernsohn trägt einen solchen Weizensack von genau 65 kg

Während der Hungersnot 1771 zogen acht verzweifelte junge Männer von hier aus nach Bellinzona, um dort je einen Sack Weizen zu kaufen. Sie trugen dann diese etwa 65 kg schweren Säcke auf ihren Schultern bei Wind und Wetter zwei Wochen lang zurück über die Alpen!

Lesen Sie diese eindrückliche Geschichte im Detail:

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Das mühsam gesuchte Brodt.pdf
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Neben dem Posten liegt ein solcher Weizensack, genau 65 kg schwer wie damals. Laden Sie ihn sich einmal  probehalber auf Ihre starken Schultern...

200 km , 6'000 m HD, 55 Stunden
200 km , 6'000 m HD, 55 Stunden

Anlässlich ihrer Projetwoche werden 24 unentwegte Schülerinnen und Schüler des Pestalozzi-Schulhauses genau diese Strecke zu Fuss in Angriff nehmen: von Weinfelden über den Gotthard nach Bellinzona. 200 km in 7 Tagen. Einfach ohne Weizensäcke...

Verfolgen Sie dieses Unternehmen im Internet hier.



36 - beim Gemeindestier auf dem Widumhof

der Widumshof oder Schlotterhof
der Widumshof oder Schlotterhof

Wie schon erwähnt, war dieser Hof zusammen mit dem Eigenhof die älteste alamannische Ansiedlung in Weinfelden. Der zweite Name "Schlotterhof" leitet sich vom Familienname Schlatter ab.

Der Widumhof hatte seinen Zehnten nicht dem Lehensherrn, sondern den Weinfelder Pfarrherren abzuliefern.

Hier wurde über Jahrhunderte der Gemeindestier gehalten, was die landwirtschaftliche Bedeutung des Betriebs unterstreicht.



37 - beim Haus zum Komitee, im Herzen der Thurgauer Unabhängigkeit

das Tor soll so breit sein, dass Paul Reinhart mit seiner Kutsche direkt in seine Stube fahren konnte...
das Tor soll so breit sein, dass Paul Reinhart mit seiner Kutsche direkt in seine Stube fahren konnte...

Das "Haus zum Komitee" wurde vom Apotheker und Kaufmann Paul Reinhart gebaut.

Hier tagte im Jahre 1798 unter seinem Präsidium das Landeskomitee zur Befreiung des Thurgaus, kurz vor dem Einmarsch der Franzosen. Paul Reinhart mit seinen Leuten erreichte denn auch die kantonale Unabhängigkeit und wurde für kurze Zeit Thurgauer Landespräsident, bis die Franzosen den Einheitsstaat der Helvetischen Republik errichteten.

 

Heute ist das Haus Sitz des Thurgauer Verwaltungsgerichts.



38 - im Stollen der missratenen Wasserversorgung

hinter der Tür zwischen den beiden Brunnen beginnt der Stollen
hinter der Tür zwischen den beiden Brunnen beginnt der Stollen
da geht's hinein, etwa noch 50 m bis zum Posten
da geht's hinein, etwa noch 50 m bis zum Posten

Martin Haffter liess zwei Brunnenbauer eineinhalb Jahre lang einen Wasserstollen 150 Meter tief in den Fels treiben.

Sie kamen dabei auf einen Vortrieb von rund 40 cm pro Arbeitstag, jeder Arbeiter hat sich also täglich 20 cm weiter in den Fels gemeisselt.

 

Dieser Stollen lieferte aber zu wenig Wasser, um wie gehofft das ganze Dorf mit Trinkwasser versorgen zu können - es reichte lediglich fürs Waschhäuschen.

die Gedenkplatte an die beiden Brunnengraber, ganz hinten im 150m tiefen Stollen
die Gedenkplatte an die beiden Brunnengraber, ganz hinten im 150m tiefen Stollen

Nasse Füsse kann's allerdings schon geben beim Stempeln dieses Postens...



39 - im Haffterpark, dem Park des reichen Eisenhändlers

im Haffterpark; im Hintergrund das Haffter-Haus
im Haffterpark; im Hintergrund das Haffter-Haus

Martin Haffter war ein sehr erfolgreicher und wohlhabender Kaufmann (vorwiegend mit Eisenwaren; Vorgängerunternehmen der heutigen Debrunner AG), Gemeindeammann und Mäzen. Er ermöglichte zum Beispiel mit einem namhaften Beitrag den Bau des Pestalozzi-Schulhauses.

In seinem ehemaligen Wohnhaus gleich unter dem Park ist die heutige Stadtverwaltung von Weinfelden untergebracht.



40 - beim Badhaus, der Raststätte auf dem Weg nach Costanz

das Schild des Bad- und Wirtshaus zur "Goldenen Krone"
das Schild des Bad- und Wirtshaus zur "Goldenen Krone"

In den Zubern des Badhauses und im Wirtshaus "zur Goldenen Krone" erholten sich Reisende auf dem beschwerlichen Weg nach Konstanz - es hatte eine ähnliche Funktion wie heute eine Autobahnraststätte.

 

Das Badhaus scheint also eher für Durchreisende und weniger für die lokale Bevölkerung betrieben worden zu sein.



41 am Harmoniebach, dem Dorfbach Weinfeldens

Der Harmoniebach war der eigentliche Dorfbach Weinfeldens - er führte lange Zeit mitten über die Frauenfelderstrasse und den Marktplatz.

Aus diesem Harmoniebach durften vom Dienstagmorgen bis am Mittwochmittag allerdings nur die "Herrschaften" Wasser schöpfen.

 

Diesen Bach muss man sich aber nicht als Trinkwasser-, sondern eher als einen Abwasserkanal vorstellen; das Trinkwasser wurde in "Tücheln" (ausgehölten halben Baumstämmen)  von einer Quelle beim Scherbenhof zum Rathausbrunnen geleitet.

 

Heute wird der Harmoniebach unterirdisch vom Haffterpark in den Giessen geführt.



42 - im Weinberg des Klosters mit der geschwängerten Nonne

das Kloster Magdenau heute
das Kloster Magdenau heute

"Dieses zirka 22 Jucharten grosse Rebgut mit zwei Trotten besassen vor der Reformation die Krapfen, Brugger und Schmälzler, welche 1529 in das Kloster Magdenau gewandert und dann ihre Besitzungen an dieses Gotteshaus vergabt haben."

Dreihundert Jahre lang war dann das Kloster Magdenau Grossgrundbesitzerin in den Weinfelder Rebbergen - bis ein Rebbauer eine Nonne schwängerte und das Kloster die Rebberge schnell wieder abstossen wollte.

So kamen Paul Reinhart günstig zu 72'000 Rebstöcken und die Magdenauerstrasse zu ihrem Namen.



43 - in der Schwärzi, dem Wohnhaus der abtretenden Vögte

die Schwärzi
die Schwärzi

Die Schwärzi wurde 1548 erbaut und diente vielen abtretenden Obervögten als Alterssitz.

Im Gebäude war eine Gerichtsschreiberstube untergebracht; es diente auch jahrhundertelang (bis Sommer 2018) als Schulhaus.

bei der Schwärzi und im Schmelzler befanden sich die ersten Rebberge Weinfeldens
bei der Schwärzi und im Schmelzler befanden sich die ersten Rebberge Weinfeldens


44 - im Tobel, beim schwersten Torggelbaum der Schweiz

ein Torggel (Weinpresse) mit dem darüberliegenden Torggelbaum als Hebel
ein Torggel (Weinpresse) mit dem darüberliegenden Torggelbaum als Hebel

Weinfelden hatte einmal 55 (!) "Torggel", riesige Weinpressen.

Im Blatterntorggel hier im "Tobel" befand sich der Torggel mit dem schwersten Torggelbaum der Schweiz.

Als er einmal ersetzt werden musste, zogen 220 "auserlesene Rebbauern und Bauernsöhne" einen 15 Tonnen schweren Eichenstamm vom Untersee über den gefrorenen Seerücken nach Weinfelden!

Dabei haben sich einige Männer aber so verausgabt, dass sie "einen frühen Tod erleiden mussten".

Zum Dank gab's dann Freibier vom Vogt - damals natürlich Wein - und zwar zweieinhalb Liter pro Mann!

 

Lesen Sie hier diese Erzählung über diesen unglaublichen Kraftakt:

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der grösste Trottbaum der Schweiz - eine
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45 - beim heute noch (fast) funktionstüchtigen Läderlitorggel

der Torggelbaum ist 19m lang und wiegt 10 Tonnen!
der Torggelbaum ist 19m lang und wiegt 10 Tonnen!
in diesem Schopf steht dieser Torggel
in diesem Schopf steht dieser Torggel

Mit diesem "Läderli-Torggel" (dem Torggel des Ledergerbers) wurde bis vor einigen Jahren noch gearbeitet; heute ist leider die handgearbeitete Spindel verklemmt.

die Infotafel auf dem Weinweg beim Läderlitorggel
die Infotafel auf dem Weinweg beim Läderlitorggel

Leider ist der Torggel in dieser Scheune eingeschlossen. Sie können aber von hinten einen Blick  durch das "Katzentürchen" (in Wirklichkeit ist es eine Belüftungsöffnung) erhaschen - oder wenden Sie sich für eine Führung an Herrn Willi Burkhart.

die damals von Hand gedrehte Spindel, eine Präzisionsarbeit
die damals von Hand gedrehte Spindel, eine Präzisionsarbeit
dieser Torggel dürfte etwas 500 Jahre alt sein
dieser Torggel dürfte etwas 500 Jahre alt sein

Im Torggel-Stübli, von wo aus der Pressvorgang durch das kleine Fensterchen überwacht werden konnte, hängt ein Reim aus der Feder von Torggelmeister K. Kuhn:

"Wer mit Vernunft trinkt diesen köstlichen Trank

wird 100 Jahr alt und niemals krank."

Probieren wir's also aus - aber erst nach dem OL!

 



46 - beim Schloss, dem Sitz der Obervögte

das Schloss des Obervogtes aus der Perspektive seiner Untertanen
das Schloss des Obervogtes aus der Perspektive seiner Untertanen

Das Schloss war jahrhundertelang Sitz der Herren und Obervögte von Frauenfeld.

Lange Zeit gehörte Weinfelden den Herren von Bussnang und Patriziern aus Konstanz, ab 1614 bis 1834 dem "hohen Stand Zürich".

Seit 1973 ist das Schloss im Besitz des  Bankiers August von Fink.

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Besitzer des Schlosses Weinfelden.pdf
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Sie werden erleben, dass der Gang der Weinfelder Untertanen zu ihrem Obervogt mühsam und beschwerlich war, nur schon körperlich...


47 - im Bürgerwald, wo nicht gefrevelt werden durfte

eine renovierte "Trülle" beim Verwaltungsgebäude Griesenberg
eine renovierte "Trülle" beim Verwaltungsgebäude Griesenberg

Die Waldnutzung des Bürgerwaldes stand nur den Bürgern des Dorfes zu: jährlich eine Fuhre Brennholz oder beim Neubau eines Hauses 60 Eichenstämme.

Die zahlreichen rechtlosen "Hintersassen" (ohne Weinfelder Bürgerrecht) mussten jede Holznutzung kaufen.

eine solche Trülle
eine solche Trülle

Wer sich nicht daran hielt und "frevelte", wurde gebüsst oder - wenn er nicht zahlen konnte - in die Trülle auf dem Marktplatz gesperrt. Dort konnte ihn jedermann anspucken, verspotten und vor allem drehen, bis er sich erbrechen musste...



48 - im Schmelzler, dem ältesten Weinberg von Quivelda

Rebhaus im Schmelzler
Rebhaus im Schmelzler

Hier befinden wir uns beim Ursprung von Weinfeldens Weinbau und -Tradition.


Der "Schmelzler" ist (zusammen mit einem Rebberg bei der Schwärzi) das älteste Rebbaugebiet von "Quivelda", wie Weinfelden vor über 1000 Jahren hiess.

Der Wein wurde zum grossen Teil nach Konstanz verkauft, in "Eimern" zu 42 Litern.


49 - beim "Panoramabänklein" mit dem schönen Alpenblick

Mürtschenstock - Hausstock - Glärnisch - Tödi - Schärhorn
Mürtschenstock - Hausstock - Glärnisch - Tödi - Schärhorn

Von dieser Stelle aus haben die Rebbauern sicherlich jahrhundertelang in ihren Arbeitspausen das Alpenpanorama bewundert!

das (ganz ähnliche) Panorama vom neuen Napoleonturm aus - klicken Sie auf die Foto, um sie zu vergrössern
das (ganz ähnliche) Panorama vom neuen Napoleonturm aus - klicken Sie auf die Foto, um sie zu vergrössern

50 - bei der letzten zum Tode verurteilten Frau im Thurgau - der Giftmord auf dem Schlipfenberg

auf dem Schlipfenberg wohnte Margaretha Rümmel, die letzte zum Tode verurteilte Frau im Thurgau
auf dem Schlipfenberg wohnte Margaretha Rümmel, die letzte zum Tode verurteilte Frau im Thurgau
das Richtschwert hängt heute im historischen Museum in Frauenfeld
das Richtschwert hängt heute im historischen Museum in Frauenfeld

1839 wurden in Frauenfeld Margaretha Rümmel und ihr Liebhaber Ulrich Riser vom Straussberg enthauptet: Sie hatten Margarethas Ehemann auf dem Schlipfenberg vergiftet.

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Der Giftmord auf dem Schlipfenberg.pdf
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Eine interessante Liste mit allen vollstreckten Todesurteilen in der Schweiz von 1800 - 1944 finden Sie hier.



51 - an der "Landstrass, so gen Costanz geht"

aus dem Bundesinventar der historischen Verkehrswege
aus dem Bundesinventar der historischen Verkehrswege

Begeben Sie sich hier auf das "Bundesinventar historischer Verkehrswege" rund um Weinfelden.

Wir befinden uns auf der Landstrasse von Wil über Weinfelden nach Konstanz, einem damaligen "Verkehrsweg von nationaler Bedeutung".

Solche Landstrassen verliefen oft in Hohlwegen (der Weg beim Posten heisst ja heute noch so), in Bachbetten oder in Gräben. Eigentliche Kofferungen gab es keine, im besten Fall wurden Äste über sumpfige Stellen gelegt.

 

"So wenig thun als immer möglich": nach diesem Grundsatz schienen die Anwohner für den guten Zustand der Strassen gesorgt zu haben.

 

Die Reisen auf diesen "Strassen" waren sehr beschwerlich und gefährlich, wie diese Notiz aus der Weinfelder Chronik zeigt:



52 - beim Scherbenhof, dem Trinkwasser-Lieferanten

das Wappen der Familie Renz, einem ehemaligen Käser, auf dem Scherbenhof; unter dem Haus befindet sich heute noch ein grosser Käsereifungs-Keller
das Wappen der Familie Renz, einem ehemaligen Käser, auf dem Scherbenhof; unter dem Haus befindet sich heute noch ein grosser Käsereifungs-Keller

Der "Bogenstein" oder eben "Scherbenhof" geht aufs 13. Jahrhundert zurück; seinen Namen hat er von einem Quartierleutnant Scherb.

 

Aus einer Quelle des Scherbenhofs wurde das Trinkwasser in Tücheln (ausgehöhlte halbe Baumstämme) in den Rathausbrunnen geleitet - für einen Jahreszins von sechs Hühnern am 11. November.

 

Das liest sich dann so:

" ... dafür die Gemeind Jörlich Uff St. Martins Tag Zu geben Schuldig Sein Sollend Sechs Herbst Hüener.»



53 - bei der Gerwi und den Gerbern namens Thurnheer

wegen des grossen Wasserbedarfs wurde die Geberei gleich über den Bach gebaut
wegen des grossen Wasserbedarfs wurde die Geberei gleich über den Bach gebaut

Die "Gerwi" war natürlich eine Gerberei und gehörte lange einer Familie Thurnheer - es sind die Vorfahren von Beni Thurnheer!

Er ist denn auch Weinfelder Bürger.

Foto: Schweizer Fernsehen
Foto: Schweizer Fernsehen

... und ich habe mir diese Gerber immer so verschwiegen und wortkarg vorgestellt!



54 - beim Zehntenhof, der Abgabestelle für den "trockenen Zehnten"

das "Zehnthaus" heute ...
das "Zehnthaus" heute ...

An dieser Stelle stand der ungeliebte Zehntenhof, wo der "trockene Zehnten" (Getreide, Gemüse, Kleintiere) abgegeben werden musste.

... und damals
... und damals

Der "nasse Zehnten" (vorwiegend Wein) wurde im Bindhaus, dem heutigen evangelischen Kirchgemeindehaus, eingezogen.

Übrigens: Wein panschen war gar keine Bagatelle, sondern fiel wie die "Verbrechen ans Blut" unter die hohe Gerichtsbarkeit des Landvogts in Frauenfeld!


55 - "der Thurgau ist frei!" - auf der Treppe, wo Paul Reinhart die Unabhängigkeit des Thurgaus ausrief

die ebenso schöne wie geschichtsträchtige Eingangstreppe zum Gasthof Trauben
die ebenso schöne wie geschichtsträchtige Eingangstreppe zum Gasthof Trauben

1798, kurz vor dem Einmarsch der Franzosen, erwirkte das "Komitee" um Paul Reinhart die Unabhängigkeit der Kantons Thurgau von den ungeliebten Eidgenossen.

Auf dieser Treppe sprach 1798 Paul  Reinhart die "entscheidenden Worte" zur versammelten Landsgemeinde, und Thomas Bornhauser begeisterte 1831 die Thurgauer für die neue Kantonsverfassung.

Gemälde Paul Reinharts im Rathaus
Gemälde Paul Reinharts im Rathaus


56 - beim Rathaus - aber leider nicht jenem des Kantonshauptorts

das erste Kauf- und Rathaus
das erste Kauf- und Rathaus

Das Rathaus wurde 1523 als Kauf- und Rathaus erbaut und beherbergte lange den Markt.

 

Leider "schmeichelte" sich Frauenfeld schneller und geschickter bei den Eidgenossen und den Franzosen ein und gewann 1798 das Rennen um den kantonalen Hauptort.

Als Trost tagt der Grosse Rat wenigstens im Winterhalbjahr im grossen Saal des heutigen Rathauses.


Die Rivalität zwischen Weinfelden und Frauenfel reicht weit zurück. Dieses Zitat aus der Weinfelder Chronik bezieht sich auf die Schlacht von Schwaderloh, wo die Frauenfelder alle Thurgauer Truppen unter ihrem Fähnchen vereinigen wollten:

"Es ist dies vielleicht das erste offene Streben, Frauenfeld als den wichtigsten Ort des Kantons zu bezeichnen, und seine alleinige Fähigkeit im Regieren aufs Unzweideutigste zu erkennen zu geben, welches Begehren sich auch später bei verschiedenen Gelegenheiten ebenso auffallend wiederholte."