(die Nummern entsprechen den Postennummern auf der Karte)
Der Giessen, ein bescheidenes Rinnsal, wurde bei der Thurmündung gestaut und so für Lastschiffe schiffbar gemacht. Noch 1870 schaffte Weinfelden eine neue "Ledi" an, 15 Jahre nach der Eröffnung der Eisenbahnlinie.
Der Hafen befand sich beim heutigen Marktplatz.
Ein grosser Teil der Warentransporte der Kaufleute Reinhart und Haffter fand auf diesem Wasserweg statt.
Der Eigenhof und der Widumhof (oder Schlotterhof) waren die ersten und ältesten alamannischen Siedlungen in Weinfelden, wahrscheinlich etwa aus dem 5. Jahrhundert.
Lange Zeit gehörte er als Lehen zum Domstift Konstanz; später wurde er frei, also "eigen" - daher der Name.
Heute ist der Eigenhof keine Metzgerei oder Schankwirtschaft mehr, sondern ein renommiertes Restaurant.
Vor der "alten Farb", dem schmucken Riegelhaus hinter dem Brunnen, wurden in grossen Becken die Leinenstoffe gefärbt.
Über mehrere Generationen betrieb eine Familie Schaad die Färberei.
Indigoblau musste man jeweils einen Tag lang trocknen lassen, was den Färbern die Gelegenheit verlieh, "blau machen" zu können.
Der Marmorhügel war eines der ersten Handwerkerhäuser Weinfeldens.
Zeitweise beherbergte er auch das Postbüro: der Beamte konnte die Frauenfelderstrasse einsehen, auf der sich die Postkutsche näherte.
Durch das kleine "Seelenfenster" an der Hausecke sollten die Seelen der Verstorben entweichen können.
Während der Hungersnot 1771 zogen acht verzweifelte junge Männer von hier aus nach Bellinzona, um dort je einen Sack Weizen zu kaufen. Sie trugen dann diese etwa 65 kg schweren Säcke auf ihren Schultern bei Wind und Wetter zwei Wochen lang zurück über die Alpen!
Neben dem Posten liegt ein solcher Weizensack, genau 65 kg schwer wie damals. Laden Sie ihn sich einmal probehalber auf Ihre starken Schultern...
Anlässlich ihrer Projetwoche werden 24 unentwegte Schülerinnen und Schüler des Pestalozzi-Schulhauses genau diese Strecke zu Fuss in Angriff nehmen: von Weinfelden über den Gotthard nach Bellinzona. 200 km in 7 Tagen. Einfach ohne Weizensäcke...
Wie schon erwähnt, war dieser Hof zusammen mit dem Eigenhof die älteste alamannische Ansiedlung in Weinfelden. Der zweite Name "Schlotterhof" leitet sich vom Familienname Schlatter ab.
Der Widumhof hatte seinen Zehnten nicht dem Lehensherrn, sondern den Weinfelder Pfarrherren abzuliefern.
Hier wurde über Jahrhunderte der Gemeindestier gehalten, was die landwirtschaftliche Bedeutung des Betriebs unterstreicht.
Das "Haus zum Komitee" wurde vom Apotheker und Kaufmann Paul Reinhart gebaut.
Hier tagte im Jahre 1798 unter seinem Präsidium das Landeskomitee zur Befreiung des Thurgaus, kurz vor dem Einmarsch der Franzosen. Paul Reinhart mit seinen Leuten erreichte denn auch die kantonale Unabhängigkeit und wurde für kurze Zeit Thurgauer Landespräsident, bis die Franzosen den Einheitsstaat der Helvetischen Republik errichteten.
Heute ist das Haus Sitz des Thurgauer Verwaltungsgerichts.
Martin Haffter liess zwei Brunnenbauer eineinhalb Jahre lang einen Wasserstollen 150 Meter tief in den Fels treiben.
Sie kamen dabei auf einen Vortrieb von rund 40 cm pro Arbeitstag, jeder Arbeiter hat sich also täglich 20 cm weiter in den Fels gemeisselt.
Dieser Stollen lieferte aber zu wenig Wasser, um wie gehofft das ganze Dorf mit Trinkwasser versorgen zu können - es reichte lediglich fürs Waschhäuschen.
Nasse Füsse kann's allerdings schon geben beim Stempeln dieses Postens...
Martin Haffter war ein sehr erfolgreicher und wohlhabender Kaufmann (vorwiegend mit Eisenwaren; Vorgängerunternehmen der heutigen Debrunner AG), Gemeindeammann und Mäzen. Er ermöglichte zum Beispiel mit einem namhaften Beitrag den Bau des Pestalozzi-Schulhauses.
In seinem ehemaligen Wohnhaus gleich unter dem Park ist die heutige Stadtverwaltung von Weinfelden untergebracht.
In den Zubern des Badhauses und im Wirtshaus "zur Goldenen Krone" erholten sich Reisende auf dem beschwerlichen Weg nach Konstanz - es hatte eine ähnliche Funktion wie heute eine Autobahnraststätte.
Das Badhaus scheint also eher für Durchreisende und weniger für die lokale Bevölkerung betrieben worden zu sein.
Der Harmoniebach war der eigentliche Dorfbach Weinfeldens - er führte lange Zeit mitten über die Frauenfelderstrasse und den Marktplatz.
Aus diesem Harmoniebach durften vom Dienstagmorgen bis am Mittwochmittag allerdings nur die "Herrschaften" Wasser schöpfen.
Diesen Bach muss man sich aber nicht als Trinkwasser-, sondern eher als einen Abwasserkanal vorstellen; das Trinkwasser wurde in "Tücheln" (ausgehölten halben Baumstämmen) von einer Quelle beim Scherbenhof zum Rathausbrunnen geleitet.
Heute wird der Harmoniebach unterirdisch vom Haffterpark in den Giessen geführt.
"Dieses zirka 22 Jucharten grosse Rebgut mit zwei Trotten besassen vor der Reformation die Krapfen, Brugger und Schmälzler, welche 1529 in das Kloster Magdenau gewandert und dann ihre Besitzungen an dieses Gotteshaus vergabt haben."
Dreihundert Jahre lang war dann das Kloster Magdenau Grossgrundbesitzerin in den Weinfelder Rebbergen - bis ein Rebbauer eine Nonne schwängerte und das Kloster die Rebberge schnell wieder abstossen wollte.
So kamen Paul Reinhart günstig zu 72'000 Rebstöcken und die Magdenauerstrasse zu ihrem Namen.
Die Schwärzi wurde 1548 erbaut und diente vielen abtretenden Obervögten als Alterssitz.
Im Gebäude war eine Gerichtsschreiberstube untergebracht; es diente auch jahrhundertelang (bis Sommer 2018) als Schulhaus.
Weinfelden hatte einmal 55 (!) "Torggel", riesige Weinpressen.
Im Blatterntorggel hier im "Tobel" befand sich der Torggel mit dem schwersten Torggelbaum der Schweiz.
Als er einmal ersetzt werden musste, zogen 220 "auserlesene Rebbauern und Bauernsöhne" einen 15 Tonnen schweren Eichenstamm vom Untersee über den gefrorenen Seerücken nach Weinfelden!
Dabei haben sich einige Männer aber so verausgabt, dass sie "einen frühen Tod erleiden mussten".
Mit diesem "Läderli-Torggel" (dem Torggel des Ledergerbers) wurde bis vor einigen Jahren noch gearbeitet; heute ist leider die handgearbeitete Spindel verklemmt.
Leider ist der Torggel in dieser Scheune eingeschlossen. Sie können aber von hinten einen Blick durch das "Katzentürchen" (in Wirklichkeit ist es eine Belüftungsöffnung) erhaschen - oder wenden Sie sich für eine Führung an Herrn Willi Burkhart.
Im Torggel-Stübli, von wo aus der Pressvorgang durch das kleine Fensterchen überwacht werden konnte, hängt ein Reim aus der Feder von Torggelmeister K. Kuhn:
"Wer mit Vernunft trinkt diesen köstlichen Trank
wird 100 Jahr alt und niemals krank."
Probieren wir's also aus - aber erst nach dem OL!
Das Schloss war jahrhundertelang Sitz der Herren und Obervögte von Frauenfeld.
Lange Zeit gehörte Weinfelden den Herren von Bussnang und Patriziern aus Konstanz, ab 1614 bis 1834 dem "hohen Stand Zürich".
Seit 1973 ist das Schloss im Besitz des Bankiers August von Fink.
Sie werden erleben, dass der Gang der Weinfelder Untertanen zu ihrem Obervogt mühsam und beschwerlich war, nur schon körperlich...
Die Waldnutzung des Bürgerwaldes stand nur den Bürgern des Dorfes zu: jährlich eine Fuhre Brennholz oder beim Neubau eines Hauses 60 Eichenstämme.
Die zahlreichen rechtlosen "Hintersassen" (ohne Weinfelder Bürgerrecht) mussten jede Holznutzung kaufen.
Wer sich nicht daran hielt und "frevelte", wurde gebüsst oder - wenn er nicht zahlen konnte - in die Trülle auf dem Marktplatz gesperrt. Dort konnte ihn jedermann anspucken, verspotten und vor allem drehen, bis er sich erbrechen musste...
Hier befinden wir uns beim Ursprung von Weinfeldens Weinbau und -Tradition.
Der "Schmelzler" ist (zusammen mit einem Rebberg bei der Schwärzi) das älteste Rebbaugebiet von "Quivelda", wie Weinfelden vor über 1000 Jahren hiess.
Der Wein wurde zum grossen Teil nach Konstanz verkauft, in "Eimern" zu 42 Litern.
Von dieser Stelle aus haben die Rebbauern sicherlich jahrhundertelang in ihren Arbeitspausen das Alpenpanorama bewundert!
1839 wurden in Frauenfeld Margaretha Rümmel und ihr Liebhaber Ulrich Riser vom Straussberg enthauptet: Sie hatten Margarethas Ehemann auf dem Schlipfenberg vergiftet.
Begeben Sie sich hier auf das "Bundesinventar historischer Verkehrswege" rund um Weinfelden.
Wir befinden uns auf der Landstrasse von Wil über Weinfelden nach Konstanz, einem damaligen "Verkehrsweg von nationaler Bedeutung".
Solche Landstrassen verliefen oft in Hohlwegen (der Weg beim Posten heisst ja heute noch so), in Bachbetten oder in Gräben. Eigentliche Kofferungen gab es keine, im besten Fall wurden Äste über sumpfige Stellen gelegt.
"So wenig thun als immer möglich": nach diesem Grundsatz schienen die Anwohner für den guten Zustand der Strassen gesorgt zu haben.
Die Reisen auf diesen "Strassen" waren sehr beschwerlich und gefährlich, wie diese Notiz aus der Weinfelder Chronik zeigt:
Der "Bogenstein" oder eben "Scherbenhof" geht aufs 13. Jahrhundert zurück; seinen Namen hat er von einem Quartierleutnant Scherb.
Aus einer Quelle des Scherbenhofs wurde das Trinkwasser in Tücheln (ausgehöhlte halbe Baumstämme) in den Rathausbrunnen geleitet - für einen Jahreszins von sechs Hühnern am 11. November.
Das liest sich dann so:
" ... dafür die Gemeind Jörlich Uff St. Martins Tag Zu geben Schuldig Sein Sollend Sechs Herbst Hüener.»
Die "Gerwi" war natürlich eine Gerberei und gehörte lange einer Familie Thurnheer - es sind die Vorfahren von Beni Thurnheer!
Er ist denn auch Weinfelder Bürger.
... und ich habe mir diese Gerber immer so verschwiegen und wortkarg vorgestellt!
An dieser Stelle stand der ungeliebte Zehntenhof, wo der "trockene Zehnten" (Getreide, Gemüse, Kleintiere) abgegeben werden musste.
Der "nasse Zehnten" (vorwiegend Wein) wurde im Bindhaus, dem heutigen evangelischen Kirchgemeindehaus, eingezogen.
Übrigens: Wein panschen war gar keine Bagatelle, sondern fiel wie die "Verbrechen ans Blut" unter die hohe Gerichtsbarkeit des Landvogts in Frauenfeld!
1798, kurz vor dem Einmarsch der Franzosen, erwirkte das "Komitee" um Paul Reinhart die Unabhängigkeit der Kantons Thurgau von den ungeliebten Eidgenossen.
Auf dieser Treppe sprach 1798 Paul Reinhart die "entscheidenden Worte" zur versammelten Landsgemeinde, und Thomas Bornhauser begeisterte 1831 die Thurgauer für die neue Kantonsverfassung.
Das Rathaus wurde 1523 als Kauf- und Rathaus erbaut und beherbergte lange den Markt.
Leider "schmeichelte" sich Frauenfeld schneller und geschickter bei den Eidgenossen und den Franzosen ein und gewann 1798 das Rennen um den kantonalen Hauptort.
Als Trost tagt der Grosse Rat wenigstens im Winterhalbjahr im grossen Saal des heutigen Rathauses.
Die Rivalität zwischen Weinfelden und Frauenfel reicht weit zurück. Dieses Zitat aus der Weinfelder Chronik bezieht sich auf die Schlacht von Schwaderloh, wo die Frauenfelder alle Thurgauer Truppen unter ihrem Fähnchen vereinigen wollten:
"Es ist dies vielleicht das erste offene Streben, Frauenfeld als den wichtigsten Ort des Kantons zu bezeichnen, und seine alleinige Fähigkeit im Regieren aufs Unzweideutigste zu erkennen zu geben, welches Begehren sich auch später bei verschiedenen Gelegenheiten ebenso auffallend wiederholte."