die historischen Postenstandorte 2


57 - beim ältesten Schulhaus Weinfeldens

hier stand das älteste Weinfelder Schulhaus - allerdings gab's damals noch keine Döner zum Znüni
hier stand das älteste Weinfelder Schulhaus - allerdings gab's damals noch keine Döner zum Znüni

1641 erwarb die evangelische Kirchgemeinde hier das erste Schulhaus - von nun an stand der Schulunterricht allen Kindern kostenlos zur Verfügung. Seit der Reformation hatten Pfarrherren und später Schulmeister in ihren privaten Wohnstuben unterrichtet.

Später kamen noch weitere Schulhäuser dazu, 1840 wurde der ganze Schulbetrieb im neuen Pestalozzi-Schulhaus zusammengezogen.

"Der fürchterlichste Schlendrian" wurde einmal in einem Inspektionsbericht beanstandet - zum Glück ist das heute ganz anders!

 



58 - beim Spital, dem Bettler-, Armen- und Behindertenheim

der heutige Marktplatz um 1860; am rechten Bildrand nochmals das erste Schulhaus, links hinten das Spital
der heutige Marktplatz um 1860; am rechten Bildrand nochmals das erste Schulhaus, links hinten das Spital

Ein Spital (oder "Bindhaus"; von verbinden) wurde 1578 am Ostrand des heutigen Marktplatzes gebaut, etwa beim heutigen Café Mohn.

Es war vor allem ein Bettler- und Armenheim. Fremde Bettler wurden täglich wieder in die Nachbarsgemeinden gejagt (oder geprügelt), oft mittels so genannter "Bettelfuhren" oder "Betteljagden".


der Bettelbrünneliweg nahe des neuen Elisabetha-Hess-Schulhauses
der Bettelbrünneliweg nahe des neuen Elisabetha-Hess-Schulhauses

Die Bettler, die aus Märstetten fortgejagt wurden, hatten sich jeweils beim "Bettelbrünneli" im Westen von Weinfelden versammelt, um dann gemeinsam auf die Suche nach barmherzigen Einwohnern zu gehen.

das Bettelbrünneli heute
das Bettelbrünneli heute


59 - beim Schulhaus Thomas Bornhauser, dem Autor der Thurgauer Verfassung

Thomas Bornhauser
Thomas Bornhauser

Thomas Bornhauser war ein beliebter Pfarrer, Diakon und Volksredner; der Ur-Weinfelder hatte seine Pfarrämter aber in Matzingen, Arbon und später in Müllheim.

Er engagierte sich insbesondere für die neue liberale Thurgauer Kantonsverfassung von 1830/31, die er massgeblich ausgearbeitet hatte.

der Rathausbrunnen ist Thomas Bornhauser gewidmet
der Rathausbrunnen ist Thomas Bornhauser gewidmet

«Der Hahn hat gekräht, die Morgenröte bricht an, Thurgauer, wacht auf, gedenkt eurer Enkel und verbessert eure Verfassung!»

 

Karikatur zum Zitat Bornhausers
Karikatur zum Zitat Bornhausers
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Verfassung des Kantons Thurgau 1987.pdf
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Grussformel am Ende eines Briefes von Louis Napoleon an "Monsieur le pasteur" Thomas Bornhauser
Grussformel am Ende eines Briefes von Louis Napoleon an "Monsieur le pasteur" Thomas Bornhauser

60 - in der Steinach, dem ehemaligen Schwemmland der Thur

"Oh Land, das der Thurstrom sich windend durchfliesst" (der Text des Thurgauer Liedes stammt auch von einem Weinfelder, J.U. Bornhauser, der allerdings schon mit 23 Jahren verstorben ist) - diese Mäander wanden sich tatsächlich durch das ganze Thurtal und suchten sich immer wieder ein neues Bett.

J. U. Bornhauser wohnte im Haus des heutigen Schuhgeschäfts Tiefenbacher beim Marktplatz
J. U. Bornhauser wohnte im Haus des heutigen Schuhgeschäfts Tiefenbacher beim Marktplatz

die Thur südwestlich von Weinfelden 1695
die Thur südwestlich von Weinfelden 1695
1835 floss die Thur weit von Weinfelden weg auf der Bussnanger Seite
1835 floss die Thur weit von Weinfelden weg auf der Bussnanger Seite

Der Name des Steinach-Quartiers geht auf das steinige Schwemm- und Vorland der Thur zurück.

Oft drängten die Weinfelder mit "Wuhren", eingesteckten Weidengeflechten, die Thur wieder Bussnang zu - worauf die Bussnanger natürlich das gleich Spiel in der andern Richtung trieben.

Nach dem Hochwasser von 1876 wurde die Thurkorrektion an die Hand genommen.



61 - beim Gedenkstein für die hier verstorbenen Soldaten der Bourbaki-Armee

im Bourbaki-Panorama in Luzern
im Bourbaki-Panorama in Luzern
der Gedenkstein bei der katholischen Kirche
der Gedenkstein bei der katholischen Kirche

1871 verlor Napoleon III. (jener, der auf dem Arenenberg aufgewachsen war und u.a. den Bau des Napoleonturms veranlasst hatte) den deutsch-französischen Krieg.

Einer seiner Generäle, Charles-Denis Bourbaki, musste sich mit 87'000 Mann bei Les Verrières im Jura in die Schweiz retten.

Diese Soldaten wurden in der Folge auf verschiedene Ortschaften verteilt; Weinfelden beherbergte einen Monat lang 540 Bourbaki-Soldaten im Pestalozzi-Schulhaus (die Knaben-Klassen wurden ins Rathaus verlegt, die Mädchen bekamen frei - sowas von ungerecht...).

Zehn dieser Soldaten überlebten die vorausgegangenen Strapazen allerdings nicht und wurden hier bestattet.



62 - bei der Hochwasser-Marke von 1876

In der Weinfelder Chronik lesen wir:

"Die zweite Juniwoche des Jahres 1876 war für Weinfelden wie für weite Gegenden unseres Landes eine verhängnisvolle: Überschwemmungen, wie man sie noch nicht erlebt hatte, der Ort war nur noch eine Halbinsel; die Thur bildete bis Amlikon einen einzigen See, Keller und Stallungen mit Wasser füllend.

Die Parterrelokale musste man räumen; was man konnte, wurde in die oberen Stockwerke befördert, da das Wasser in die nieder gelegenen Lokale und Wohnungen zu Fenstern herein lief.


In Bussnang hatte das Wasser Häuser weggeschwemmt, auch das Notariatsbureau samt Büchern, Zivilstands- und anderen Akten. Sie wurden in Rüdlingen am Rhein in einer Kiste gefunden und dann wieder in ihre Heimat spediert."

 

Des einen Freud, des andern Leid: auf dem Marktplatz sind viele Knaben in Waschzubern "Schiffli gefahren", ähnlich wie auf dieser Foto von Hans Baumgartner.


Nach diesem Hochwasser wurde dann die Thurkorrektion an die Hand genommen, die 1890 fertiggestellt wurde.


63 - bei der ersten Post- und Telefonstation

1891. Die Eröffnung der Telephonstation in Weinfelden erfolgte mit 15 Abonnenten. Man stelle sich vor: jeder Teilnehmer konnte sich mit einem von 14 andern verstöpseln lassen!

 

1908 kamen Post, Telegraph und Telephon in das neue (heutige) Postgebäude; da waren es schon 117 Anschlüsse.

Und heute - wenn wir an all unsere Handys denken...?



im Ziel, beim Pestalozzi-Schulhaus

das Pestalozzi-Schulhaus wurde nicht nach einem Weinfelder benannt
das Pestalozzi-Schulhaus wurde nicht nach einem Weinfelder benannt

Dieses Schulhaus wurde 1840 erbaut. Es war eigentlich als Thurgauer Kantonsschule konzipiert, die dann allerdings nach Frauenfeld kam.

Schon wieder ein verlorenes Duell gegen die Frauenfelder, nach dem Kantonshauptort und dem Kantonsspital. Nur jenes um den Hauptsitz der TKB haben die Weinfelder gewonnen...


Hier beim Pestalozzi-Schulhaus startet jeweils auch der Umzug zur Bochselnacht.

Diese Tradition geht wahrscheinlich auf die Pest zurück:

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der Bochselnachts-Umzug
der Bochselnachts-Umzug