Das See- und Fischerdorf Ermatingen


Hier erfahren Sie Geschichtliches, Wissenswertes und Besonderes aus dem Fischerdorf Ermatingen, und zwar anhand verschiedener Postenstandorte anlässlich des Osterhasen-OL 2022 wie diesen:


Staadgarten: Blick auf die Hegau-Vulkane

Blick vom Staadgarten in den Hegau
Blick vom Staadgarten in den Hegau

Wir beginnen bei den ältesten Zeitzeugen, die von Ermatingen aus sichtbar sind: Die Vulkane im Hegau waren von 15 Mio. - 8 Mio. v. Chr. aktiv (zuletzt allerdings nur noch unterirdisch) - sie sind also 3'000x älter als unsere Pfahlbauer!

Besonders schön sind diese Vulkane vom Staadgarten mit der Bogenbrücke sowie von der Schifflände aus zu sehen. - Lernen Sie diese vier "Hohen..."-Vulkane doch gleich auswendig:

  • der "Hut" mit der ehemaligen Burganlage (die Napoleon I. hatte schleifen lassen) ist der Hohentwiel
  • jener mit zwei ff und zwei Gipfeln ist der Hohenstoffeln
  • der höchste ist der Hohenhewen
  • und das wilde "Krähennest" ist natürlich der Hohenkrähen

Die Pfahlbauer

Nachbau von Pfahlbauten, hier in Unteruhldingen
Nachbau von Pfahlbauten, hier in Unteruhldingen

Die Zeit der Pfahlbauten an den Seeufern begann etwas 4'000 v. Chr. und dauerte bis ca. 800 v. Chr.

Erstmals lebten diese Menschen sesshaft und begannen, Ackerbau und Viehzucht zu betreiben. Natürlich spielte auch der Fischfang eine grosse Rolle.

In dieser Zeit kam ein erstes Metall auf, die Bronze.



In Ermatingen gab es zwei solcher Seeufersiedlungen: im Westerfeld (unmittelbar vor der Strandbadwiese) sowie im Bügen vor dem roten ehemaligen "Pumpenhaus".

zur Zeit sind hier gerade die Taucher des Amts für Archäologie an der Arbeit
zur Zeit sind hier gerade die Taucher des Amts für Archäologie an der Arbeit


Im Westerfeld vor dem Strandbad gibt's aber nichts mehr zu finden: Das Amt für Archäologie hat die Fundstellen mit Gittern, Kies und Flies abgedeckt, um sie der Nachwelt zu erhalten.

 

Lesen Sie dazu diese Infotafel des Amtes für Archäologie TG.  Diese hängt auch an der Umzäunung des Strandbades Ermatingen.



Keine Zigrettenpause im Kehlhof!

Pirmin schifft zur Reichenau über und vertreibt all das dortige Ungeziefer
Pirmin schifft zur Reichenau über und vertreibt all das dortige Ungeziefer

Im Jahre 724 gründete der Mönch Pirmin das Klosters Reichenau. Auf Geheiss des fränkischen Verwalters Karl Martell wurde das Dorf Ermatingen mit seinen 24 Bewohnern zusammen mit anderen umliegenden Dörfern dem Kloster Reichenau als Untertanengebiet zugeteilt. In der entsprechenden Schenkungsurkunde wird Ermatingen erstmals schriftlich erwähnt - und feiert deshalb in zwei Jahren das 1300-Jahr-Jubiläum.


der Kehlhof in Ermatingen
der Kehlhof in Ermatingen

Im Kehlhof, wie in jedem Dorf einer stand, wurde der Zehnten eingezogen und in der Gerichtsstube die "niedere Gerichtsbarkeit", die nicht "ans Blut ging", ausgeübt (die "Hohe Gerichtsbarkeit" unterstand dem Landvogt in Frauenfeld).

 

Das heutige Gebäude wurde 1694 erbaut; früher stand der Kehlhof weiter westlich.

die "Gerichtsstube" im Kehlhof
die "Gerichtsstube" im Kehlhof
Marie Sauter
Marie Sauter

In diesem Kehlhof lebt Mary Sauter, eine traditionsbewusste Ur-Ermatingerin und Dorforiginal.

 

Sie ist eine äusserst liebenswerte Frau, aber auch konsequent - so wird in der Gerichtsstube nicht geraucht, woran sich auch der ehemalige Bundeskanzler und Kettenraucher Helmut Schmitt kleinlaut zu halten hatte...



Die Fischerei

Gemeinschaftsfischerei mit der "Segi" auf Gangfische

Eine über Jahrhunderte praktizierte Form war die Gemeinschaftsfischerei mit der "Segi" auf laichende Gangfische, eine Felchenart. Ein grosser Teil der Zehnten an das Kloster Reichenau musste in Form von geräucherten Gangfischen geleistet werden, und zwar genau 1'200.

Das alljährliche Gangfischschiessen, bei dem Preise in Form von geräuchten Felchen verliehen werden, geht auf diese Gemeinschaftsfischerei zurück.


Geräuchte Gangfische resp. geräuchte Felchen

Gangfische in der alten Fischräucherei
Gangfische in der alten Fischräucherei

Geräuchte Felchen sind heute noch DIE Spezialität aus Ermatingen .

 

Sie können solche in der Fischhandlung Fahrni oberhalb der Turnhalle oder im Restaurant Seegarten kaufen.

Felchen im Räucherofen
Felchen im Räucherofen


Fische kühlen mit Eis aus dem Eisweiher

Eis sägen im Eisweiher, noch nach dem Zweiten Weltkrieg
Eis sägen im Eisweiher, noch nach dem Zweiten Weltkrieg

Der Eisweiher ist durch Bretter vor Wellenschlag geschützt, so dass sich im Winter das Eis schnell bilden konnte.

Dieses Eis wurde von den Fischern herausgesägt und in Scheunen mit Sägemehl isoliert, um dann die gefangenen Fische kühl halten zu können.

in einer solchen ehemaligen Eisscheune
in einer solchen ehemaligen Eisscheune

eine "Netzhänki" zum Trocknen der Netze
eine "Netzhänki" zum Trocknen der Netze

Die unterschiedlichen Antworten auf die Frage, wie lange denn das Eis gehalten habe, fasse ich so zusammen: "Bis wiit in Summer ine".

 

 

Es gab Fischer, die zogen mit ihrem Leiterwagen, beladen mit dem eisgekühlten Fischfang, zu Fuss bis nach Schaffhausen, um ihre Fische verkaufen zu können...


Im Arenenberg und im Wolfsberg gab es Eiskeller, in denen auch solche Eisschollen eingelagert wurden (jener im Wolfsberg ist frisch renoviert und öffentlich zugänglich; er fasste 100 Wagenladungen Eis!). Wenn das Eis auf den umliegenden Weihern abtransportiert war, kamen die Wolfsberger Knechte mit ihren Ochsenkarren eben nach Ermatingen zum Eisweiher, wo es regelmässig zu Konflikten mit den einheimischen Fischern kam...

der Eingang zu diesem Eiskeller
der Eingang zu diesem Eiskeller


Sportfischer

Sportfischer vor der Stedi Ermatingen
Sportfischer vor der Stedi Ermatingen

Haben Sie gewusst, dass am Bodensee jedes Jahr 16'000 Sportfischer ihr Anglerpatent lösen?

Marcel Keller, einer von ihnen, erklärt Ihnen hier das Felchenfischen:



Die Fischbrutanstalt

Eine von sechs Fischbrutanstalten rund um den Bodensee steht hier in Ermatingen. Hier werden Millionen von Jungfischen ausgebrütet und im See ausgesetzt - dieses Jahr allein in Ermatingen 10 Millionen Felcheneier.

Was es "nützt", ist umstritten. Der See weist so wenig Phosphate und damit Nährstoffe aus wie noch nie. Den Fischpopulationen fehlt schlicht die Nahrung, ihre Grösse und die Fangerträge sind in den letzten Jahren dramatisch eingebrochen.

Dazu frisst jeder der 4000 (geschützen!) Kormorane rund um den See täglich ein halbes Kilo Fisch, also drei ausgewachsene Felchen...

Wahrscheinlich kann die Fischbrutanstalt die Populationsschwankungen etwas ausgleichen, aber die Bestände nicht wieder aufbauen.


Tipp: Wenn Sie sich über die aktuellen ökologischen und biologischen Themen über den Bodensee und die Fischerei informieren wollen (Phosphat- und Nährstoffrückgang; Sauerstoffgehalt; Zusammenbruch der Fischpopulationen und der Fangmengen; Kormorane, Stichlinge und Quagga-Muscheln; Aquakultur usw), dann lesen Sie diesen spannenden Krimi, der im Fischermilieu handelt.

All die erwähnten Themen hat Mattias Moor sehr sorgfältig recherchiert und in seinen Krimi eingebaut.

Sachinformation einmal anders und doppelt spannend!



Bodenseefische kaufen - oder gleich essen!

im "Fischlädeli" Fahrni
im "Fischlädeli" Fahrni

Kaufen Sie frische Fische oder geräuchte Felchen aus dem Bodensee zum Beispiel in der Fischhandlung Fahrni oberhalb der Turnhalle oder im Restaurant Seegarten.


Wenn Sie Fische lieber im Restaurant essen, empfehle ich Ihnen den Seegarten, die Krone, den Hecht und bald auch wieder den Adler!


Die Groppenfasnacht

der "Gropp" führt jeden Fasnachtsumzug an und steht am Osterhasen-OL auf dem Rathausplatz
der "Gropp" führt jeden Fasnachtsumzug an und steht am Osterhasen-OL auf dem Rathausplatz

Am Konstanzer Konzil von 1414-18 sollte unter anderem der Missstand bereinigt werden, dass drei Päpste gleichzeitig regierten. Johannes XXIII. war einer von ihnen und in Konstanz anwesend; allerdings kam er in Bedrängnis und flüchtete nachts als Knappe verkleidet dem Schweizer Seeufer entlang.


In Ermatingen soll ihn der Pfarrer mit gebratenen Groppen (einem damals häufigen Bodenfisch) bewirtet haben, wofür der Papst den Ermatingern dankbar diese Fasnacht gewährte. Sie wird drei Wochen vor Ostern gefeiert und gilt als letzte Fasnacht der Welt - natürlich auch als die schönste!

Am Umzug 2014, zum 600-Jahr-Jubiläum, wurden für den Umzug einige besonders kunstvolle Wagen zum Thema "Konzil von Konstanz" gestaltet.


Die Schlacht bei Schwaderloh 1499

der Überfall auf Ermatingen
der Überfall auf Ermatingen

Vor der "Schlacht bei Schwaderloh" im Rahmen des Schwabenkrieges 1499 (in Deutschland sagt man Schweizerkrieg) wurde Ermatingen von Konstanzer Landsknechten von der Reichenau her überfallen und niedergebrannt. Nur wenige Einwohner konnten sich in die Wälder retten.

Bei diesem Überfall wurde auch die kurz zuvor erbaute Kirche niedergebrannt.


Die anschliessende "Schlacht bei Schwaderloh" fand dann nördlich von Triboltingen / Tägerwilen im Tägermoos statt, gar nicht in Schwaderloh. Dort waren nur die eidgenössischen Truppen stationiert gewesen.


Die Auberge Napoléon - die "Stammbeiz " von Louis Napoleon

das Hotel Adler - die "Auberge Napoléon"
das Hotel Adler - die "Auberge Napoléon"

Das Gasthaus Adler ist eines der ältesten Gasthäuser im Thurgau. Es wurde 1270 erstmals schriftlich erwähnt und im 16. Jahrhundert in der heutigen Form erbaut.

 

Es war vor zweihundert Jahre die "Stammbeiz" von Louis Napoleon, der ja im Schloss Arenenberg seine Jugendzeit verbracht hatte.


Hören Sie hier in DRS aktuell, wie Hedi Blattner im Ermatinger Dialekt über das Hotel Adler erzählt (spulen Sie zu Minute 18).

 

Der Adler ist kürzlich nach einem Todesfall verkauft worden - hoffen wir, dass wir bald wieder im "Napoleonstübli" dinieren oder unter den gestrengen Augen von Napoleon I. ein Napoleon-Bier trinken können!

 

Sie wissen sicherlich, dass Louis Napoleon zusammen mit Charles Parquin von der Fremdenpension Wolfsberg den Bau des ehemaligen Napoleonturms "Belvédère" in Wäldi veranlasst hat.



Der Hirschen, Gründungslokal des Thurgauischen Schützenverbandes

Schiessanlage in Ermatingen; Original im Hotel Adler, Ermatingen
Schiessanlage in Ermatingen; Original im Hotel Adler, Ermatingen

1835 wurde im ehemaligen Restaurant Hirschen der Thurgauer Schützenverein gegründet. Friedrich Hartmann Ammann, ein Ermatinger, wurde dessen erster Präsident, Prinz Louis Napoleon vom Arenenberg wurde in den Vorstand gewählt.

Später bekam Louis Napoleon seinerseits präsidiale Ehren und wurde sogar noch zum Ehrenpräsidenten gewählt.


Die Ermatinger Schützen stellten damals ihre Scheiben auf Pfähle oder Stege im seichten ufernahen Wasser - bis sie dann diesen Schiessbetrieb wegen der dahinter durchfahrenden Schiffe wieder aufgeben mussten...


Die Dosenfabrik

Wenn Sie Ihrer Jungmannschaft von Zeit zu Zeit anstelle eines gesunden Thurgauer Fabelhaft-ist-Apfelsaft-Süssmostes so ein ominöses Flügel verleihendes Büchsengetränk gewähren, ist die Chance gross, dass dessen Verpackung aus der "Dosenfabrik Louis Sauter AG" in Ermatingen stammt, die sich vor allem auf Blechverpackungen und Weissblech-Dosen spezialisiert hat.


Diese Dosenfabrik ist zwar beileibe kein Schmuckstück im Ortsbild des traditionellen Fischerdorfes, dafür aber der grösste Arbeitgeber am Ort.


Das Rathaus

das alte Rathaus, im Hintergrund der Adler
das alte Rathaus, im Hintergrund der Adler

Das heutige Rathaus ist gleich nochmals keine architektonische Augenweide - ich zeige Ihnen deshalb das alte, das 1968 leider abgebrochen wurde...

(Wenn heute der Heimat- und der Denkmalschutz zu viel Mitspracherecht haben, dann hatten sie damals eindeutig zu wenig!)



Hochwasser

Tafel mit den Pegelständen vor der alten Fischhandlung
Tafel mit den Pegelständen vor der alten Fischhandlung

1815 explodierte in Indonesien ein Vulkan namens Tambora. In der Folge umhüllte die austretende Asche den ganzen Erdball; das Wetter spielte zwei Jahre lang völlig verrückt.

1816 war dann das "Jahr ohne Sommer": Die Sonne war kaum je sichtbar, es regnete fast pausenlos und schneite in jedem Monat. Die Schneedecke in den Alpen schmolz nicht. Die Ernte verfaulte auf den Feldern, und Mitteleuropa erlebte eine der grössten Hungersnöte.

1817 regnete es weiter bei einer doppelten Schneeschmelze - da stiegen allerorts die Pegel auf Höchststände, so auch auf dem Boden- und Untersee, wie diese Tafel bei der alten Fischhandlung zeigt.

Das Oktoberfest in München geht übrigens auf die erste gute Ernte nach dieser Hungersnot im Jahre 1818 zurück.

 

Während der ganzen Reichenauer Herrschaft durften wegen der Hochwassergefahr die Untergeschosse der Fischerhäuser nur als Lagerräume verwendet werden; die Wohnzimmer befanden sich im Obergeschoss.

Hochwasser in der oberen Seestrasse 1999; Foto Erni Keller
Hochwasser in der oberen Seestrasse 1999; Foto Erni Keller


Das Vinorama, das Ermatinger Ortsmuseum

Ein Posten steht im Rosengarten des Vinoramas, des Ermatinger Ortsmuseums.

Es ist jeweils am Samstag- und Sonntagnachmittag geöffnet.

 

www.vinorama-ermatingen.ch


Dieses besteht aus den Häusern Harmonie (linker Hausteil auf der Foto) und Phönix (1847 abgebrannt und wiederaufgebaut) mit einer Ausstellung über die Wohnkultur um 1900.

In der Remise hinter dem Haus ist die Geschichte Ermatingens mit den Schwerpunkten Weinbau und Fischerei dargestellt.


Die neue Schifflände, die "Stedi"

Fotoshooting bei Sonnenuntergang an der neuen Stedi
Fotoshooting bei Sonnenuntergang an der neuen Stedi

Letztes Jahr wurde die neu sanierte und ausgebaute Schifflände (wir sagen hier "Stedi") eingeweiht und in Betrieb genommen - der neue Stolz von Ermatingen!

Sie hat zwar etwas gar viel Asphalt, Beton und Kies abbekommen, aber der schönste Treffpunkt an einem romantischen Sommerabend ist sie allemal!


Sonnenuntergang von der Stedi aus: Hinter welchen beiden Vulkanen geht da schon wieder die Sonne unter?
Sonnenuntergang von der Stedi aus: Hinter welchen beiden Vulkanen geht da schon wieder die Sonne unter?

Das ehemalige Kursschiff MS Kreuzlingen mit Restaurationsbetrieb liegt an der Stedi im Ermatinger Heimathafen.

 

Hier können Sie es buchen, chartern oder entern.

das Stedi-Schiff "ErMarina"
das Stedi-Schiff "ErMarina"


Der Ermatinger Dialekt

Verstehen Sie eigentlich die Ermatinger Eingeborenen in ihrem allemannischen Dialekt, wenn Sie auf der Strasse angesprochen werden?

 

Gewöhnen Sie sich also an unsern Dialekt und hören Sie dieses "Gschichtli vu minere Grossmotter" - Friedel Keller erzählt Ihnen, warum es sich lohnt, Ordnung um Haus herum zu halten!

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E chlises Gschichtli vu minere Grossmotter
F. Keller
e chlises Gschichtli.mp3
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Der Link zur Rückschau auf den Osterhasen-OL 2022 in Ermatingen